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Welcher Wein zu Weihnachten?

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Gelesen im Onlineangebot des Magazins Stern

Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen zu den Feiertagen unterschiedliche Berichte und Expertisen zum Thema Wein: welche Weine zu welchem Gericht, welche Weine passen am besten zu Weihnachten, wo sind die besten Weine erhältlich und vieles mehr. Dem Verbraucher sollen - mehr oder weniger objektiv - Tipps für den perfekten Weinkauf und Weingenuss gegeben werden. 



In diesem Jahr stach mir ein Bericht im Magazin Stern besonders ins Auge. In einem Videocast geht Philip Grad Schaffgotsch von der französischen Weinfachhandlung La Cave de Bacchus der Frage nach, wie der richtige Wein zum Weihnachtsmenü zu wählen sei. Ergänzt um die Fragen: lieblich oder trocken und Fachhändler oder Discounter?

Fachhändler vs. Supermarkt/Discounter

Prinzipiell wird von dem Experten der Fachhandel als als die bessere Einkaufsquelle angepriesen. Diese Aussage ist keine große Ãœberraschung, da Herr Schaffgotsch als Inhaber eines eigenen Weingeschäfts in diesem Punkt schwerlich als "objektiver" Experte angesehen werden kann. 

Verblüffend ist hingegen seine Begründung. Statt das sattsam bekannte und häufig bemühte Hohelied der Beratungskompetenz des Fachhandels zu bemühen, vertritt er die Ansicht, dass die Weine im Supermarkt und Discounter zu teuer angeboten würden. Er führt dieses auf die große Auswahl im zurück, ohne näher auf diesen Aspekt einzugehen (Weine von 1,99 Euro je Liter klammert er dabei explizit aus). Nach seinen Angaben führt auch er Weine ab fünf Euro im Sortiment führt, die er nicht nur günstiger als im Discounter anbietet, sie seien in der Regel auch deutlich besser. Warum seine Weine besser seien, lässt er jedoch unbeantwortet. Beide Ansichten vertritt er höchstwahrscheinlich exklusiv, anders sind die steigenden Weinverkaufszahlen durch den Lebensmitteleinzelhandel und das gleichzeitige "Sterben" der Weinfachhändler schwer zu erklären. 

Die passenden Weine zum Festgericht

Im weiteren Verlauf des Videos führt Herr Schaffgotsch aus, welcher Wein sich für das Festessen eignet. Seines Erachtens ist für ihn diese Frage leicht zu beantworten, da zu den Feiertagen gängige Namen wie Châteauneuf-du-Pape, Bourgogne und Bordeaux auf der Wunsch- oh, pardon - Einkaufsliste der Kunden ganz oben stünden. Daher verkauft er diese Klassiker gern und macht es sich nach eigenen Aussagen dadurch leicht, indem er keine speziellen Weine anbietet, wichtig sei lediglich, dass die Weine schön gereift sind. Ob diese Weine zu den Speisen passen werden, lässt der Experte jedoch außen vor, so lange die Rotweine richtig temperiert genossen werden.

Weitere Tipps? Mangelware.

So bleibt die Frage, welches Ziel das Magazin Stern und der Experte mit diesem Beitrag vom 16. Dezember 2016 verfolgen. Eines ist sicher, Entscheidungsgrundlagen für den passenden Wein zum Festmahl erhalten die Betrachter dieses Videos nicht. Hier wird vielmehr leichtfertig die Chance vertan, gutes Marketing für den Weinfachhandel zu betreiben. So bleibt ein schaler Beigeschmack. Und es verwundert wenig, wenn Kunden nun zur alten "Weisheit" zurückgreifen: Trinken wir halt Bier zum Weihnachtsmenü, das passt auch ohne Expertenmeinung immer.



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2Kommentare
  1. Welcher Wein auf den Festtags Tisch kommt, entscheidet letztendlich nur der Geschmack des Konsumenten. Wer sich mit der Thematik beschäftigt und sozusagen weinaffin ist, braucht meistens keine Beratung beim Weinkauf. Weshalb also nicht im Supermarkt kaufen, zumal das Weinangebot in der Vorweihnachtszeit in den meisten Supermärkten beachtlich ist.

    Wer aber nicht so weinaffin ist, dem bleibt nichts anderes übrig als in den Fachhandel zu gehen, denn dort gibt es die entsprechende Beratung, oder leider auch nicht. Echte Vinotheken gibt es nur noch wenige. Viele nennen sich Fachhändler, aber deren Personal kennt oft nicht einmal die Hälfte des Sortiments und sie drücken dir irgend etwas aufs Auge wo sie gute Provision abstauben. Ob die Wünsche des Kunden damit erfüllt sind oder nicht ist ihnen ziemlich egal.

    Auch wenn diese Aussage so manchem Fachhändler gar nicht schmecken wird, es entspricht den Tatsachen. Ich erlebe es immer wieder, gute und ehrliche Beratung ist zur Seltenheit geworden. Bevor ich mich für die schlechte Beratung entscheide, gehe ich doch lieber in einen Supermarkt, wo mir von vornherein klar ist, dass es hier keine Beratung gibt und die Preise an diese Tatsache angepasst sind, was man vom Fachhandel leider nicht immer behaupten kann.

    In diesem Sinn, geruhsame und genussvolle Feiertage!

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  2. Vielen Dank für Deine Zeilen Genussautor. Generell sehe ich es so, dass Supermärkte und Weinfachhändler eine gute Einkaufsquelle sein können, zumal so mancher Supermarkt auch in Sachen qualifiziertes Beratungspersonal punkten kann.

    Und leider muss ich Dir zustimmen, dass so mancher Händler Chancen verspielt, wenn er nicht das 1x1 derVerkaufens beherrscht, in so manchem Testkauf erlebte ich (im Supermarkt ebenfalls), dass Bedarfsanalyse ein Fremdwort ist. Anstatt wirklich zu erfragen, welcher Wein zu mir passt, wurde ich direkt mit belanglosem und unagepasstem Fachvokabular zugetextet. Wo bleibt da der Genuss?

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