Vertikalproben gehören mit zum Spannendsten und Genussvollsten für nahezu jeden Weinfreund. Dazu gehört es sich – wie der Name schon sagt - dass sich diejenigen, die den Wein probieren wollen, in die Vertikale begeben: rechtwinklig zur Erdoberfläche.
Das ist natürlich Quatsch. Das Einzige, das in die Vertikale und darüber hinaus gebracht werden soll, sind natürlich die Weinflaschen, ansonsten würde es mit dem Ausschenken schwierig.
Als Vertikalproben gelten Weinproben, bei denen ausschließlich oder überwiegend unterschiedliche Jahrgänge desselben Weinguts oder derselben Lage miteinander verkostet und verglichen werden. Dadurch lassen sich hervorragend die Leistungsfähigkeit eines Weinguts, einer Lage oder die Qualitätsbemühungen des Winzers eruieren. Insbesondere kann so heraus gefunden werden, welche Jahrgänge eines Weins bzw. einer Lage besonders gut gelungen sind. Natürlich ist dabei stets das jeweilige Wetter der einzelnen Jahrgänge in die Bewertung mit einfließen zu lassen. Die Reihenfolge der Jahrgänge muss dabei nicht strikt vorgeben oder chronologisch auf- bzw. absteigend sein. Idealerweise sollten stets zwei Gläser unterschiedlichen Jahrgangs miteinander verglichen werden, um die Unterschiede besser erfassen und bewerten zu können. Mit Rücksicht auf die jeweiligen Wetterbedingungen der einzelnen Jahrgänge, sollten Weine mit möglichst gleichwertigen Voraussetzungen verglichen werden, um diese besser bewerten zu können.
So weit zur Theorie. Was ich mich nun allerdings frage, ist, warum die Supermarktkette Kaufland fünf Jahrgänge (2006, 2007, 2009, 2010, 2011) des nicht gerade besonders guten Rotweins Calvet Bordeaux in einer seiner Filialen in Sachsen vorhält. Hat die Marktleitung etwa mitgedacht und möchte den Kunden die Möglichkeit einer Vertikalprobe für kleines Geld bieten? Oder warum konnte ich diese Weine dort finden? Interessanterweise wurden die Weine so präsentiert, dass die älteren Jahrgänge vor den jüngeren Jahrgängen standen. Jetzt mal ganz ehrlich: die Weine sind unter aller Granate und ich möchte hier nicht so weit denken, dass man diese alten Schätzchen ganz bewusst in die erste Reihe gestellt hat. Ganz nach dem Motto: der einfache Supermarktweinkäufer glaubt doch eh, dass Weine mit dem Alter immer besser werden; sollen die uns doch den Quatsch erst einmal abkaufen.
By the way: Von der vermeintlich besseren Variante Calvet Reserve Bordeaux waren „nur“ drei Jahrgänge (2006, 2009 und 2010) im Regal zu finden. Wäre ich zynisch, würde ich nun sagen: Schlechter Service für den geneigten Vertikalprobenfreund unter den Supermarktweinkäufern.