Dem Auge und der Nase folgt der Mund
Wenn du weder bei der Sicht- noch bei der Geruchskontrolle Störendes entdeckt hast, kannst Du den ersten Schluck Wein nehmen. Probiere dabei den Wein mit einem ausreichend großen Schluck in Deinen Mund zu schlürfen. Das darf auch ruhig geräuschvoll sein, das ist ein Zeichen dafür, dass viel Luft mit in den Mund nimmst. Verteile den Wein nun ausgiebig in Deinem Mund, so als würdest Du Mundwasser nach dem Zähneputzen benutzen. Lass den dabei entstehenden Geschmack in Deinem Mundraum auf Dich wirken, anschließend darfst Du den Wein natürlich auch gerne schlucken.
Es ist nicht notwendig, dass Du Deine Geschmackseindrücke direkt beschreibst. Zunächst reicht es vollkommen, wenn Du für Dich beantwortest, ob Dir der Wein schmeckt, oder nicht. Wenn Du diese Frage mit einem klaren Ja beantworten kannst, steht einem weiteren Genuss nichts im Weg. Beantwortest Du die Frage hingegen mit einem Nein, solltest Du eine andere Flasche öffnen.
Wenn Dir der Wein schmeckt, möchtest vielleicht auch Du Deine Eindrücke etwas differenzierter und konkreter beschreiben. Generell darfst Du zur Beurteilung und Beschreibung alle Adjektive und Bilder benutzen, die Dir einfallen. Von plump, elegant, feingliedrig bis hin zu ölig, fade und rassig ist so zum Beispiel alles erlaubt.
Sollten Dir keine Adjektive mehr einfallen, bieten sich Assoziationen (Vergleiche) aller Art an: frisches Laub, Rosenblüten, grüner Apfel, Fruchtkaugummi bis hin zur gärenden Biotonne. Du kannst aber auch sehr gerne den Wein mit Bildern vergleichen, die beim Genießen des Weins entstehen können. So könntest Du den Wein mit Straßenbelag nach einem kurzen Regenschauer oder dem Öffnen von Opas alter Zigarrenkiste vergleichen. Alles ist denkbar, so lange Du es wirklich riechst und schmeckst. Lasse Dich von anderen nicht von Deinem Urteil abbringen, wenn Du es wirklich so empfindest. Niemand anderes riecht mit Deiner Nase oder schmeckt mit Deiner Zunge, um Dir sagen zu können, dass Deine Weinbeurteilung falsch sei.
Fünf Schritte zur treffenden Weinbeurteilung
- Wein einschenken und über einer hellen Oberfläche betrachten
- Erstes Schnuppern, ohne den Wein stark zu bewegen
- Erneutes Erschnuppern der Aromen, nach dem Schwenken des Glases
- Nimm einen Schluck, schlürfe ein wenig (sauge Luft ein) und versuche so durch den Mund zu riechen
- Rieche nach dem Trinken am geleerten Glas
Fazit: Ein Weinkenner schmeckt auch nichts anderes als ein Neuling. Allerdings hat er mehr Übung und Erfahrung im Verkosten von Weinen, und verfügt somit auch einen größeren Wortschatz zur Beschreibung seiner Eindrücke. Probieren geht über Studieren - und so wirst auch Du Deine Weinbeschreibungen immer weiter verfeinern, je mehr Weine Du getrunken hast. Außerdem ist es hilfreich, Weine mit Freunden zu genießen, um so die verschiedenen Eindrücke miteinander austauschen zu können.